
Dortmund, 23. September – Ein unerwarteter Schritt aus Moskau könnte weitreichende Folgen für den europäischen Treibstoffmarkt haben. Die russische Regierung hat die Ausfuhr von Benzin und Diesel weitestgehend gestoppt. Dies könnte zu einer weiteren Verschärfung der bereits angespannten Versorgungslage in Europa führen.
In einer offiziellen Verfügung von Ministerpräsident Michail Mischustin wurde die Maßnahme als vorübergehend beschrieben, doch ein konkretes Enddatum blieb aus. Laut der Regierung in Moskau zielt die Entscheidung darauf ab, die inländischen Kraftstoffpreise zu stabilisieren und zu senken. „Die vorübergehenden Beschränkungen werden den Treibstoffmarkt stabilisieren und letztlich zu einer Preissenkung für die Verbraucher führen“, so die offizielle Erklärung.
Die Nachricht kommt zu einer Zeit, in der einige Regionen Russlands, insbesondere im landwirtschaftlich wichtigen Süden, bereits mit Treibstoffknappheit zu kämpfen haben. Die Regierung hatte bereits in der Vergangenheit versucht, die inländische Versorgung durch Erhöhung des an den Börsen gehandelten Treibstoffs zu verbessern.
Für europäische Verbraucher könnten die Auswirkungen dieser Entscheidung jedoch gravierend sein. Russland ist einer der führenden Exporteure von Rohölprodukten weltweit. Die jüngste Entscheidung könnte die Preise an europäischen Zapfsäulen in die Höhe treiben, da die Versorgung mit Diesel und Benzin knapper wird.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat bereits auf die Herausforderungen hingewiesen, denen sich Raffinerien gegenübersehen, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Die Raffineriemargen sind laut IEA Ende August auf ein Achtmonatshoch gestiegen. Zudem haben die Ölpreise in dieser Woche den höchsten Stand seit November letzten Jahres erreicht, wobei die Nordseesorte Brent-Öl zeitweise über 95 US-Dollar pro Barrel lag.
Die aktuelle Lage auf dem Ölmarkt ist durch ein knappes Angebot bei starker Nachfrage gekennzeichnet. Die IEA prognostiziert für die zweite Jahreshälfte ein tägliches Angebotsdefizit von 1,24 Millionen Barrel. Sowohl Saudi-Arabien als auch Russland haben angekündigt, ihre Förderkürzungen bis Ende des Jahres fortzusetzen.
Die USA, die in den letzten Jahren als Haupttreiber des Produktionswachstums außerhalb der OPEC fungierten, werden laut der US-Energiebehörde EIA im Oktober den dritten Monat in Folge eine rückläufige Ölproduktion verzeichnen. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung der OPEC und ihrer Partnerländer bei der Stabilisierung des globalen Ölmarktes.
Abschließend bleibt abzuwarten, wie sich die Entscheidung Russlands auf den globalen Treibstoffmarkt auswirken wird. Europäische Verbraucher sollten sich jedoch auf mögliche Preiserhöhungen an der Zapfsäule einstellen.