Finanzen

Grundloses Grundeinkommen: Ein Traum oder eine finanzierbare Realität?

Der Traum vom bedingungslosen Grundeinkommen scheint nur wenige Klicks entfernt. Ein neuer Internetrechner des Vereins “Mein Grundeinkommen” zeigt, dass die radikale Umgestaltung des Sozialstaats theoretisch machbar ist. Doch ist dieses Modell wirklich finanzierbar oder bleibt es eine Utopie?

Der Verein “Mein Grundeinkommen” hat in den letzten Jahren bereits zeitlich begrenzte Grundeinkommen an Einzelpersonen vergeben und Forschung zum Thema unterstützt. Ihr neuestes Projekt ist eine wissenschaftliche Studie, die die Frage klärt, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen tatsächlich finanzierbar wäre. Stefan Bach, ein Ökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), hat die Studie durchgeführt und ein Berechnungsmodell entwickelt.

“Ein schmerzhaftes Ergebnis der Berechnungen war, dass das von uns verloste Grundeinkommen nicht finanzierbar ist”, sagt Miriam Witz, Strategiekoordinatorin beim Verein “Mein Grundeinkommen”. Das Vereinsmodell, das Gewinnern 1.000 Euro pro Monat für ein Jahr zahlt, sei nicht gesellschaftlich umsetzbar, da es zu hohe Kosten und Inflation verursachen würde.

Doch der Verein hat eine “realistische” Alternative entwickelt. In diesem Modell würde jeder Erwachsene 1.200 Euro pro Monat und jedes Kind 600 Euro erhalten. Um dies zu finanzieren, würde die Einkommenssteuer auf 50 Prozent für alle Einkommen erhöht werden. Zusätzlich würden eine Vermögenssteuer und eine hohe CO₂-Steuer eingeführt. Soziale Leistungen wie Elterngeld, Kindergeld und Studienkredite würden abgeschafft.

Laut DIW-Berechnungen würden 83 Prozent der Bevölkerung mehr Geld zur Verfügung haben als heute, nur 10 Prozent wären finanziell schlechter dran. Die Zahl der von Armut bedrohten Menschen würde von 13 auf 4 Millionen sinken.

Jedoch gibt es Kritikpunkte. Das DIW-Modell berücksichtigt nicht, wie sich das Verhalten der Menschen ändern würde, wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt würde. “Das ist nicht realistisch”, sagt DIW-Forscher Bach. Andere Experten, wie der wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanzministerium, warnen ebenfalls, dass ein ausreichendes Grundeinkommen nicht umsetzbar sei.

Michael Bohmeyer, der Gründer des Vereins, betont, dass ihr Modell nur eine Möglichkeit darstellt. “Deshalb kann man mit unserem Konfigurator herumspielen und sehen, was herauskommt, wenn man andere Steuern erhöht oder bestimmte Sozialleistungen erhalten möchte”, sagt er.

Die Frage bleibt: Ist das bedingungslose Grundeinkommen eine finanzierbare Realität oder eine schöne Utopie? Die DIW-Studie lässt diese Frage offen, während andere Experten skeptisch bleiben. Was sicher ist: Die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen wird weitergehen, und die Suche nach einer finanzierbaren Lösung bleibt eine Herausforderung.

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