
Friedhelm Loh, einer der reichsten Menschen Deutschlands, steht im Zentrum einer Kontroverse. Trotz der Sanktionen gegen Russland nach der Annexion der Krim hat sein Unternehmen Rittal, ein Weltmarktführer für Schaltschränke und moderne IT-Infrastruktur, Teile für russische Drohnen- und Raketenprogramme geliefert.
Das Vermögen von Loh wird vom US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf beeindruckende neun Milliarden Euro geschätzt, was ihn auf Platz zwölf der reichsten Menschen in Deutschland setzt. Dieses Vermögen hat er größtenteils durch seine hessische Firma Rittal erworben. Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters im Jahr 1971 übernahm Loh die Geschäftsführung des mittelständischen Unternehmens und baute es zu einem globalen Imperium aus.
Rittal, das energiesparende Rechenzentren für Technologieriesen wie Microsoft und Facebook entwickelt, hat acht Produktionsstandorte, 65 Tochtergesellschaften und 150 Logistikzentren weltweit. Seit 2002 ist das Unternehmen auch in Russland tätig, wo es mit über 150 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von bis zu 200 Millionen Euro operiert. In der Vergangenheit hat Rittal bei Projekten wie der Stromverteilung des größten atomaren Eisbrechers in Murmansk und der Installation von Kühlsystemen für die staatliche Bank VTB zusammengearbeitet.
Die Beziehung zwischen Loh und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin schien immer warm und freundschaftlich zu sein. 2013 eröffneten sie gemeinsam mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hannover Messe und betonten die positiven deutsch-russischen Beziehungen. Doch nur ein Jahr später, nach der Annexion der Krim durch Russland, sprach sich Loh gegen härtere Sanktionen aus. Als Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie warnte er vor den negativen Auswirkungen solcher Maßnahmen auf die deutsche Wirtschaft.
Die jüngsten Enthüllungen über Rittals Geschäfte in Russland werfen jedoch Fragen über Lohs Geschäftspraktiken und die Ethik seiner Entscheidungen auf. Trotz der internationalen Sanktionen gegen Russland hat sein Unternehmen weiterhin Teile für russische Drohnen- und Raketenprogramme geliefert. Dies könnte nicht nur rechtliche, sondern auch politische und ethische Konsequenzen für Loh und sein Unternehmen haben.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation weiterentwickelt und welche Auswirkungen sie auf die Geschäftsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland haben wird. Doch eines ist sicher: Die Kontroverse um Friedhelm Loh und Rittal zeigt, wie komplex und verflochten internationale Geschäftsbeziehungen in der heutigen Zeit sind.