
In Nordhausen, einer Stadt im Herzen Deutschlands, steht die Gemeinschaft vor einer entscheidenden Wahl. Vertreter aus Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft haben sich klar gegen den potenziellen ersten AfD-Oberbürgermeister des Landes positioniert.
Jörg Prophet, Kandidat der AfD, erzielte im ersten Wahlgang 42,1 Prozent der Stimmen. Dieses Ergebnis hat viele alarmiert, darunter Jens-Christian Wagner, den Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wagner warnte davor, dieses Ergebnis einfach hinzunehmen und forderte stattdessen Zivilcourage und aktiven Widerstand.
Prophet hat in der Vergangenheit kontroverse Ansichten geäußert, die von vielen als respektlos gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus angesehen werden. Trotz seiner Beteuerungen, dass er die freiheitlich-demokratische Grundordnung unterstützt, hat er sich nie von den extremen Ansichten des AfD-Landeschefs Björn Höcke distanziert.
Superintendent Andreas Schwarze, ein Vertreter der Evangelischen Kirche, betonte die Bedeutung der Menschenwürde und kritisierte die AfD für ihre Ansichten zur Migration. Er sprach sich klar für die Wahl des amtierenden Oberbürgermeisters Kai Buchmann aus, trotz der gegen ihn laufenden Untersuchungen.
Auch Niels Neu, Chef des Nordthüringer Unternehmerverbandes, rief zur aktiven Beteiligung an der Stichwahl am 24. September auf und betonte die Bedeutung einer informierten Wahlentscheidung.
Die mögliche Wahl eines AfD-Oberbürgermeisters hat auch bei Sozialdienstleistern Besorgnis ausgelöst. Eine Erklärung mit dem Titel “Es geht uns alle an” wurde von führenden Persönlichkeiten verschiedener sozialer Organisationen unterzeichnet, in der sie ihre Unterstützung für Buchmann bekunden.
Die potenzielle Wahl von Prophet hat auch international für Besorgnis gesorgt. KZ-Überlebende aus Frankreich und Israel haben bereits angekündigt, dass sie nicht mehr nach Nordhausen kommen würden, sollte Prophet gewählt werden.
Jörg Wagner, Präsident der Hochschule Nordhausen, äußerte ebenfalls Bedenken über die möglichen Auswirkungen von Prophets Wahl auf die internationale Gemeinschaft der Hochschule. Ein Viertel der Studierenden kommt aus dem Ausland, und viele von ihnen sind derzeit verunsichert.
Trotz der Gefahr, dass jede Äußerung über die AfD die Partei stärken könnte, betonte Wagner die Notwendigkeit, sich zu äußern und sich gegen den rechten Diskurs zu stellen.
Die Gemeinschaft von Nordhausen steht vor einer entscheidenden Wahl, die weitreichende Auswirkungen auf die Stadt und ihre Bewohner haben könnte. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt am Wahltag entscheiden wird.