25. Oktober 2023
Krakau, Polen – Die polnische KZ-Überlebende und renommierte Psychiaterin Wanda Poltawska ist im stolzen Alter von 101 Jahren verstorben. Ihr Tod markiert das Ende einer beeindruckenden Lebensgeschichte, die von den Schrecken des Holocaust bis zur engen Freundschaft mit Papst Johannes Paul II. reicht.
Poltawska verstarb nur wenige Tage vor ihrem 102. Geburtstag in ihrem Haus in Krakau, wie die Agentur PAP in der Nacht zu Mittwoch berichtete. Sie hinterlässt ein bedeutendes Erbe, das weit über ihre persönlichen Erfolge hinausreicht.
Die Überlebende des Grauens von Ravensbrück
Wanda Poltawska wurde am 2. November 1921 in Lublin in eine Familie von Postbeamten geboren. Ihr Leben nahm jedoch eine dramatische Wendung, als Deutschland 1939 Polen überfiel. Sie schloss sich sofort dem Widerstand gegen die Besatzung an und wurde als Kurierin aktiv. Doch die Gestapo beendete ihre Tätigkeit im Jahr 1941, als sie verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert wurde.
Im KZ Ravensbrück erlebte Poltawska die Hölle auf Erden. Sie wurde zur schweren Arbeit gezwungen und war Opfer pseudomedizinischer Experimente, die ihre Gesundheit und ihr Leben bedrohten. Diese schrecklichen Erfahrungen verarbeitete sie später in ihrem Buch “Und ich fürchte meine Träume”, das einen beklemmenden Einblick in die Grausamkeiten des Holocaust gibt.
Die enge Verbindung zu Papst Johannes Paul II.
Wanda Poltawska führte über mehr als 50 Jahre hinweg einen intensiven Briefwechsel mit Karol Wojtyla, der später als Papst Johannes Paul II. bekannt wurde. Diese außergewöhnliche Verbindung begann in den 1950er Jahren, als Wojtyla noch Erzbischof von Krakau war. Bei seinem Tod im Jahr 2005 gehörte Poltawska zu den wenigen engen Vertrauten des Papstes, die an seinem Sterbebett versammelt waren.
Die Beziehung zwischen den beiden war so tiefgreifend, dass Papst Johannes Paul II. Poltawska oft als seine “Schwester” bezeichnete. Ihre geistliche Verbundenheit und ihre gemeinsamen Bemühungen, das Leben zu verteidigen und die Menschenrechte zu fördern, prägten die Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Eine standhafte Verteidigerin des Lebens
Der polnische Präsident Andrzej Duda würdigte Wanda Poltawska in einem Tweet und nannte sie eine “standhafte Verteidigerin des Lebens”. Ihre Arbeit und ihr Engagement, die Grausamkeiten des Holocaust zu dokumentieren und das Bewusstsein für die Bedeutung des Lebens zu schärfen, hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Auszeichnungen und Ehrendoktorwürde
Poltawska erhielt für ihre außergewöhnlichen Leistungen zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Im Jahr 2016 wurde ihr der Orden des Weißen Adlers verliehen, die höchste polnische Auszeichnung, die an Personen vergeben wird, die sich um das Land verdient gemacht haben. Zusätzlich wurde sie 2006 mit dem Eugen-Bolz-Preis geehrt, der ihre unermüdlichen Bemühungen um die Menschenrechte und die Aufarbeitung der Geschichte würdigte.
Ihre Beiträge zur Medizin und Psychologie wurden von der Katholischen Universität Lublin gewürdigt, die ihr die Ehrendoktorwürde verlieh. Dies zeugt von ihrem bedeutenden Einfluss auf die akademische Welt und ihre bemerkenswerte Karriere als Ärztin und Psychiaterin.
Ein Vermächtnis des Überlebens und der Hoffnung
Wanda Poltawska hinterlässt ein beeindruckendes Vermächtnis, das über die dunkelsten Kapitel der Geschichte hinausreicht. Ihr Überleben der Gräueltaten von Ravensbrück, ihre Freundschaft mit Papst Johannes Paul II. und ihre unermüdliche Arbeit zur Verteidigung des Lebens haben Generationen inspiriert und ermutigt.
Ihr Tod erinnert uns daran, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und für Frieden, Toleranz und die Würde jedes Menschen einzutreten. Wanda Poltawska wird in der Geschichte Polens und der Welt als eine bemerkenswerte Frau und eine Heldin der Menschlichkeit in Erinnerung bleiben.
Abschließende Gedanken
Der Verlust von Wanda Poltawska ist ein herber Schlag für die Welt, aber ihre Erinnerung wird ewig leben. Ihre Geschichte zeigt, dass selbst in den dunkelsten Stunden die Menschlichkeit und die Hoffnung auf ein besseres Morgen niemals aufgegeben werden dürfen.