
KOBLENZ – Der auf medizinische Praxen und Krankenhäuser spezialisierte Softwareanbieter Compugroup hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Umsatz und Gewinn stiegen stärker als von Experten zuvor angenommen. CEO Michael Rauch möchte, ähnlich wie die Chefs anderer Softwareunternehmen, zukünftig verstärkt künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, wie er am Donnerstag in Koblenz ankündigte. Hierzu sollen Forschung und Entwicklung ausgebaut werden. Dennoch gab die Aktie nach.
Das im SDax gelistete Papier verlor am Morgen um 3,4 Prozent auf 43,28 Euro. In den letzten Jahren litt der Preis unter gestiegener Investitionstätigkeit, mit der Compugroup das Wachstum ankurbeln wollte. Im Herbst 2021 war die Aktie in einigen Fällen noch über 80 Euro wert. Immerhin: Seit Beginn des Jahres 2023 hat sich der Kurs bereits um rund ein Fünftel erholt. Ab diesem Jahr soll auch die operative Marge wieder deutlich steigen.
Analyst Yannik Siering von der Investmentbank Stifel bescheinigte dem Unternehmen überraschend gute Zahlen sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn – die Marge steigt wie geplant. Knut Woller von der Baader Bank sieht dank starker Ergebnisse Potenzial für die Jahresziele, auch wenn die Vergleichszahlen für das zweite Halbjahr schwerer zu übertreffen sind.
Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 595 Millionen Euro, wie das Unternehmen aus Koblenz am Donnerstag bekannt gab. Aus eigener Kraft, ohne Währungs- und Übernahmeeffekte, wuchs der Umsatz um 13 Prozent. Das Ziel für das Jahr liegt derzeit nur bei einem organischen Umsatzwachstum von 5 Prozent. Compugroup profitiert derzeit weiterhin spürbar von einem Software-Upgrade, bekannt als Konnektoren für die Telematikinfrastruktur in medizinischen Praxen, sowie von einem wachsenden Krankenhausgeschäft.
Die Aufträge aus Krankenhäusern im Zuge der Modernisierung und Digitalisierung von Kliniken, die von der Bundesregierung geplant sind, haben weiter zugenommen, hieß es. Im Zusammenhang mit dem Krankenhauszukunftsgesetz erhöhte Compugroup seine Umsatzprognose für die kommenden Jahre auf 130 bis 140 Millionen Euro.
Um das Wachstum insgesamt aufrechtzuerhalten, startete Compugroup im zweiten Quartal eine KI-Initiative. “Wir sehen erhebliches Potenzial in künstlicher Intelligenz, um unsere Kunden, Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und alle im Gesundheitssektor tätigen Personen noch besser in der Patientenversorgung zu unterstützen”, so Rauch.
Neue KI-Technologien sollen von der Softwareentwicklung bis zum Kundenservice und administrativen Aufgaben integriert werden. Das Unternehmen gab zunächst keine weiteren Details bekannt. KI ist derzeit ein Hype-Thema in der Softwarebranche, das auch die Fantasie der Investoren anregen soll.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation stieg im letzten Quartal um 36 Prozent auf 73,1 Millionen Euro, die entsprechende operative Marge stieg von 20 auf 24 Prozent.
Unter dem Strich verdiente Compugroup auch deutlich mehr, und zwar 31,1 Millionen Euro gegenüber 12,1 Millionen im Vorjahr. Die Geschäftsführung um CEO Michael Rauch bestätigte die finanziellen Ergebnisse.