Wirtschaft

Milliardenverlust für Vonovia durch Abschreibungen

Vonovia-Chef Rolf Buch kündigt nach hohen Abschreibungen einen Milliardenverlust an. Die Frage einer Kapitalerhöhung stellt sich für Deutschlands größten Immobilienkonzern trotz 43 Milliarden Euro Schulden nicht.

Die Folgen der Krise auf dem Immobilienmarkt lasten schwer auf Vonovia, dem deutschen Branchenführer. Das Bochumer Unternehmen musste den Wert seines Immobilienportfolios im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um rund 2,7 Milliarden Euro abschreiben, wie der Konzern am Freitag bekannt gab. Im ersten Halbjahr summierte sich das Minus bei der Bewertung der Immobilien sogar auf rund 6,4 Milliarden Euro. Unterm Strich verbuchte Vonovia von April bis Juni einen Verlust von rund zwei Milliarden Euro nach einem Gewinn von 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Vonovia-Aktien fielen am Freitag zu Handelsbeginn um etwa 3 Prozent.

Laut Halbjahresbericht betrug das Verschuldungsverhältnis (LTV) Ende Juni 47,2 Prozent und lag damit deutlich über der von der Unternehmensführung angestrebten Spanne von 40 bis 45 Prozent. LTV ist auch für Immobilienunternehmen eine wichtige Kennzahl, wenn es um die Beschaffung von Krediten geht. Die Refinanzierung bei Vonovia ist jedoch bis einschließlich 2024 abgedeckt, betonte das Bochumer Unternehmen. “Die Frage der Kapitalerhöhung ist hinfällig”, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch (58) in einer Telefonkonferenz am Freitag. “Das Vertrauen des Kapitalmarktes in unser Geschäftsmodell bleibt hoch”, fügte Finanzvorstand Philip Grosse hinzu. Vonovia hat Schulden in Höhe von rund 43 Milliarden Euro.

Milliardenverlust für Vonovia durch Abschreibungen

Der Gewinn aus dem Betrieb (Group FFO) ging im Quartal leicht um 0,3 Prozent auf 502 Millionen Euro zurück, wie Vonovia weiter mitteilte. Der operative Gewinn (Ebitda) aus der Vermietung von Wohnungen ist gestiegen. In den Mietwohnungen des Konzerns gibt es tatsächlich keine Leerstände. Das Bochumer Unternehmen bestätigte seine Prognose: Der Group FFO wird sich bis 2023 auf zwischen 1,75 und 1,95 Milliarden Euro verringern, nach etwas mehr als zwei Milliarden Euro im Vorjahr.

Nach der Expansion steht nun die Konsolidierung an

Die Immobilienbranche steht unter Druck. Steigende Zinsen, explodierende Baukosten und hohe Inflation bereiten den Unternehmen Probleme. Zudem gibt es kaum größere Transaktionen – viele Marktteilnehmer finden es schwer einzuschätzen, was die Immobilienportfolios der Konzerne tatsächlich wert sind. Das schürt Unsicherheit. “Die Angebotspreise für Wohnungen sind auch im zweiten Quartal 2023 weiter gesunken, aber der Rückgang flacht ab”, erklärte Vonovia.

Aufgrund der Krise hatte Vonovia-Chef Rolf Buch den Expansionskurs der letzten Jahre, einschließlich der Übernahme des kleineren Konkurrenten Deutsche Wohnen, für beendet erklärt. Vonovia will nun Immobilien verkaufen und Partner ins Boot holen. Zwei Transaktionen sollen bereits 2023 stattfinden. Vonovia hat Pakete mit einem Volumen von rund 13 Milliarden Euro für einen Verkauf identifiziert. Neubauprojekte wurden auf Eis gelegt und die Dividende für 2022 wurde gekürzt.

Bei einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz im September will die Immobilienbranche nun Milliardenentlastungen für die Branche durchsetzen, um den schwierigen Wohnungsbau wieder in Gang zu bringen. “Die Bundesländer sollten die Grunderwerbsteuer für zwei Jahre aussetzen”, forderte ZIA-Präsident Andreas Mattner im Hinblick auf das Treffen des “Bündnisses für bezahlbares Wohnen”.

Related Articles

Back to top button