Der größte Softwarehersteller Europas, SAP, verzeichnet im dritten Quartal deutliche Zuwächse und ist auf Kurs, seine Jahresziele zu erreichen.
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und zunehmender geopolitischer Spannungen erwartet Firmenchef Christian Klein ein Umsatzplus und einen deutlichen Anstieg des operativen Gewinns. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll 2023 währungsbereinigt im Vergleich zum Vorjahreswert um 8 bis 12 Prozent auf 8,65 Milliarden Euro bis 8,95 Milliarden Euro zulegen, teilte das Unternehmen nach US-Börsenschluss mit. Die Aktie des Dax-Schwergewichts stieg im frühen Handel am Donnerstag um bis zu sechs Prozent.
Bei den Cloud- und Softwareerlösen strebt Klein einen um die Folgen des im Jahresvergleich starken Euro bereinigten Wert zwischen 27,0 Milliarden Euro und 27,4 Milliarden Euro an. Dies entspräche einem um Währungseffekte bereinigten Wachstum von sechs bis acht Prozent. Besonders bemerkenswert ist der erwartete Anstieg im Cloudbereich, den SAP als sein Zukunftsgeschäft bezeichnet. Nach einer vorherigen Korrektur im Sommer wurde die Prognose diesmal bestätigt. Die Clouderlöse sollen währungsbereinigt zwischen 14,0 und 14,2 Milliarden Euro liegen und damit 23 bis 24 Prozent höher als 2022.
Das Cloudgeschäft ist für SAP das erklärte Zukunftsgeschäft. Kunden, die SAP-Software in der Cloud nutzen, zahlen über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren einen niedrigeren Betrag. Dies führt oft dazu, dass Kunden längerfristig an SAP gebunden sind, da sie die Software ohne Vertrag nicht mehr nutzen können. Im Gegensatz zum Lizenzgeschäft, bei dem Software für eine hohe Einmalzahlung verkauft wird, ermöglicht das Cloudgeschäft eine bessere Planbarkeit des Umsatzes. SAP reduziert daher sukzessive das Lizenzgeschäft. In diesem Jahr sollen die besser kalkulierbaren Umsätze aus Cloudabos und dem Wartungsgeschäft für Lizenzsoftware etwa 82 Prozent der Gesamterlöse ausmachen, ein Anstieg von etwa 3 Prozentpunkten.
Dieser Wandel hatte jedoch oft Auswirkungen auf die Marge. In diesem Jahr soll der operative Gewinn stärker als der Umsatz steigen, was die Konsolidierung eigener Rechenzentren und die Verbesserungen in der Profitabilität des Cloudgeschäfts widerspiegelt. An der Börse wurde dieser Kurs zuletzt positiv bewertet. Nachdem die SAP-Aktie 2022 um mehr als ein Fünftel gefallen war und zu den größten Verlierern im Dax gehörte, stieg sie in diesem Jahr bisher um etwa ein Drittel. SAP ist mit einem Börsenwert von fast 160 Milliarden Euro das am höchsten bewertete deutsche Unternehmen.
Im dritten Quartal stieg der Umsatz um vier Prozent auf etwas mehr als 7,7 Milliarden Euro, währungsbereinigt sogar um neun Prozent. Die Clouderlöse stiegen bereinigt um 23 Prozent auf 3,47 Milliarden Euro. Obwohl SAP die Erwartungen der Experten leicht verfehlte, konnte das Unternehmen das Wachstum im Vergleich zum zweiten Quartal deutlich beschleunigen. Das operative Ergebnis übertraf dagegen die Erwartungen. Der operative Gewinn stieg währungsbereinigt um 16 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente das Unternehmen 1,7 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
SAP-Chef Christian Klein sagte: “Unsere Ergebnisse für das dritte Quartal sind ein erneuter Beleg dafür, dass wir in die nächste Phase unserer Transformation eingetreten sind. Wir haben das Cloudwachstum in unserem gesamten Portfolio beschleunigt.” Neben dem Fokus auf die Cloud steht auch der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) im Vordergrund. SAP kündigte jüngst weitere Investitionen an und stellte seinen KI-Assistenten namens Joule vor. Klein deutete an, dass er für Programme mit KI-Integration Preiserhöhungen von bis zu 30 Prozent in Betracht zieht.
Die Zahlen und der bestätigte Ausblick wurden von den Investoren äußerst positiv aufgenommen. Die SAP-Aktien stiegen in den ersten Handelsminuten um bis zu sechs Prozent auf 128,56 Euro. Damit näherte sich das Papier dem Jahreshoch von 131,70 Euro und auch das Rekordhoch von etwas mehr als 143 Euro ist nicht mehr allzu weit entfernt. Seit dem Tief im September 2022, als die Probleme des Unternehmens bei der Umstellung auf das Cloudgeschäft und eine allgemeine Schwäche von Technologieaktien den Kurs auf fast 80 Euro gedrückt hatten, verteuerte sich das Papier um fast 60 Prozent.