Wirtschaft

Warum internationale Großkonzerne vermehrt nach Ostdeutschland ziehen

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands vor 33 Jahren gibt es immer noch wirtschaftliche Unterschiede zwischen Ost und West. Doch der Osten holt auf und zieht vermehrt internationale Großkonzerne an.

Ostdeutschland wurde lange Zeit als wirtschaftlich abgehängte Region betrachtet. Doch in den letzten Jahren hat die ostdeutsche Wirtschaft für Schlagzeilen gesorgt, insbesondere durch die Ansiedlung großer internationaler Unternehmen. Im Jahr 2022 eröffnete der Elektroautobauer Tesla seine Gigafactory in Brandenburg. Der US-Konzern Intel plant den Bau einer Chipfabrik in Magdeburg, und der taiwanesische Chipkonzern TSMC investiert in eine neue Fabrik in Dresden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gibt an, dass es in den nächsten Jahren mehr als 20 solcher Großprojekte in Ostdeutschland geben wird, mit einer Gesamtinvestition von über 50 Milliarden Euro.

Der Aufschwung in Ostdeutschland und der Rückgang im Westen
Diese Investitionen zeigen bereits positive Auswirkungen auf die Wirtschaft in Ostdeutschland. Klaus-Heiner Röhl vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) stellt fest, dass Brandenburg im ersten Halbjahr 2023 einen regelrechten Wirtschaftsboom erlebt hat. Dieser Anstieg wird größtenteils auf die Hochfahrphase der neuen Tesla-Fabrik zurückgeführt, die die Wirtschaftsleistung in Brandenburg im ersten Halbjahr um beeindruckende sechs Prozent steigerte. Das Ifo-Institut prognostiziert für das gesamte Jahr 2023 ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent in Ostdeutschland, während für Westdeutschland ein Rückgang um 0,6 Prozent erwartet wird.

Niedrigere Löhne und erneuerbare Energien als Anreize
Doch was macht Ostdeutschland für internationale Großkonzerne so attraktiv? Einer der Gründe ist der verfügbare Raum für Großprojekte in den ländlich geprägten Regionen. Hier gibt es mehr ungenutzte Flächen für die Realisierung von Projekten als beispielsweise im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen. Laut einer Umfrage des IW gaben nur acht Prozent der Wirtschaftsförderer in Westdeutschland an, ausreichend vermarktungsreife Flächen zur Verfügung zu haben. In Ostdeutschland lag dieser Anteil hingegen bei mehr als 20 Prozent.

Ein weiterer Vorteil sind die niedrigeren Löhne in Ostdeutschland. Darüber hinaus spielt der gut ausgebaute Sektor für erneuerbare Energien eine Rolle. Tesla-CEO Elon Musk nannte die Nähe zu Windparks als entscheidendes Argument für die Ansiedlung in Brandenburg.

Große Unterschiede bei der Produktivität
Trotz des wirtschaftlichen Aufholens in Ostdeutschland sind die Unterschiede zu Westdeutschland immer noch erheblich. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Produktivität der Unternehmen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner liegt im Osten bei jährlich 37.713 Euro, während es in Westdeutschland mehr als 10.000 Euro höher ist. In Nordrhein-Westfalen beträgt das BIP pro Einwohner 43.901 Euro.

Klaus-Heiner Röhl vom IW erklärt, dass bei der Aufspaltung der großen Kombinate in der DDR viele kleine und mittlere Unternehmen entstanden seien, jedoch die starken Konzerne fehlen würden. Die Ansiedlung von Großkonzernen sei zwar eine positive Entwicklung für die Wirtschaft, werde jedoch vorerst nicht ausreichen, um die Unterschiede in der Arbeitslosenquote oder den Unternehmensinvestitionen auszugleichen.

Die niedrigeren Löhne in Ostdeutschland werden teilweise durch die geringeren Lebenshaltungskosten kompensiert. Die monatlichen Ausgaben für alltägliche Bedürfnisse wie Wohnen,

Lebensmittel, Freizeit und Verkehr lagen im früheren Bundesgebiet (ohne West-Berlin) im Durchschnitt bei 2.703 Euro, während es in den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) 2.318 Euro waren.

Die zunehmende Ansiedlung internationaler Großkonzerne in Ostdeutschland zeigt jedoch, dass die Region wirtschaftlich weiter aufholt und in Zukunft eine wichtige Rolle im deutschen Wirtschaftsgefüge spielen könnte.

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