Veranstaltungen

Tonya Harding: Arbeiterkind statt Eisprinzessin

Tonya Harding, die ehemalige Eiskunstläuferin, wird für immer mit dem Angriff auf ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan vor 30 Jahren verbunden bleiben. Dieser Vorfall hat ihre außergewöhnlichen sportlichen Leistungen in den Hintergrund gedrängt. Doch wer war die Frau hinter den Schlagzeilen und welchen Weg musste sie gehen, um in der Welt des Eiskunstlaufs Fuß zu fassen?

Die Geschichte von Tonya Harding ist geprägt von einem harten Leben, das geprägt war von Armut, Gewalt und Hindernissen. Geboren am 12. November 1970 in Portland, Oregon, wuchs sie in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Eltern hatten Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, und die Familie zog oft um. Schon im Alter von drei Jahren entdeckte Tonya ihre Leidenschaft für das Eislaufen, als sie in einer Eishalle zum ersten Mal auf das Eis trat.

Doch ihr Weg zum Erfolg war alles andere als einfach. Um sich das Training leisten zu können, musste sie und ihre Mutter oft Pfandflaschen auf Autobahnen sammeln. Ihre Mutter trieb sie zu Höchstleistungen an und zwang sie, auf dem Eis zu urinieren, um keine Trainingszeit zu verschwenden. Die Beziehung zu ihrer Mutter war geprägt von Gewalt und Erniedrigung. Tonya wurde geschlagen, als fett und hässlich beschimpft und sogar das Abendessen wurde ihr verweigert, wenn ihre Leistung nicht den Erwartungen entsprach.

Mit 15 Jahren brach Tonya die Schule ab, um sich ganz dem Eiskunstlauf zu widmen. Sie arbeitete hart, um ihre Träume zu verwirklichen, und trotz der extremen Widrigkeiten war sie unglaublich talentiert. Mit 12 Jahren beherrschte sie bereits den dreifachen Lutz, und bei den nationalen Meisterschaften 1991 gelang ihr als erster US-amerikanischer Frau und zweiter Frau weltweit ein “Triple Axel” in einem Wettbewerb.

Ihr Erfolg auf dem Eis war beeindruckend, aber Tonya musste auch mit Vorurteilen und Diskriminierung kämpfen. Sie entsprach nicht dem gängigen Bild einer Eiskunstläuferin. Sie rauchte, trank Bier, spielte Poolbillard und war handwerklich begabt. Ihr Erscheinungsbild und ihre Herkunft passten nicht zu den Erwartungen der Medien und der Eiskunstlauf-Juroren.

Ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan hingegen wurde oft bevorzugt, obwohl ihre technischen Fähigkeiten schwächer waren. Kerrigan passte besser in das Bild einer traditionellen Eiskunstläuferin und wurde von Designern mit Kostümen ausgestattet, während Tonya und ihre Mutter die Outfits selbst nähten, um Geld zu sparen.

Die Rivalität zwischen Harding und Kerrigan wurde in den Medien intensiv verfolgt und häufig auf eine “Gut gegen Böse”-Narrative reduziert. Tonya Harding wurde als das “Biest” und die “Eishexe” dargestellt, während Kerrigan als die “Schöne” und die “Eisprinzessin” gefeiert wurde.

Doch der Höhepunkt dieser Rivalität kam mit dem brutalen Angriff auf Nancy Kerrigan im Jahr 1994. Kerrigan wurde nach einem Training von einem Mann mit einem Schlagstock angegriffen und verletzt. Dieser Vorfall schockierte die Welt und Tonya Harding geriet ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie wurde beschuldigt, in den Angriff verwickelt zu sein, obwohl sie dies bestritt.

Der Vorfall führte zu einem der größten Skandale in der Geschichte des US-amerikanischen Sports und die Medien berichteten rund um die Uhr darüber. Tonya Harding wurde zur Hauptfigur in einer schmutzigen Saga, die die Welt faszinierte. Sie verlor ihre Titel, wurde lebenslang für alle Wettbewerbe gesperrt und verlor alles, wofür sie ihr ganzes Leben gearbeitet hatte.

Nach ihrer Strafe versuchte Tonya Harding, sich mit verschiedenen Auftritten über Wasser zu halten. Sie trat in queeren Clubs auf, betätigte sich als Boxerin und nahm an “Dancing with the Stars” teil. Doch ihre eigentliche Leidenschaft, das Eiskunstlaufen, blieb ihr verwehrt. Erst die Verfilmung “I, Tonya” im Jahr 2017 brachte ihr eine gewisse Rehabilitation und die Möglichkeit, ihre Seite der Geschichte zu erzählen.

Die Geschichte von Tonya Harding ist geprägt von harten Herausforderungen, sozialer Benachteiligung und unüberwindlich scheinenden Hindernissen. Sie kämpfte gegen Vorurteile und Diskriminierung und bewies unglaubliches Talent auf dem Eis. Trotz aller Schwierigkeiten wird sie als eine der bemerkenswertesten Eiskunstläuferinnen in Erinnerung bleiben.

Related Articles

Back to top button