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Neapel im Griff der Natur: Erdbeben und Supervulkan-Angst in den Phlegräischen Feldern

Die süditalienische Stadt Neapel und ihre Umgebung wurden in jüngster Zeit von einer Serie kleinerer Erdbeben erschüttert, die sowohl bei Einheimischen als auch bei Wissenschaftlern Besorgnis auslösen. Die Phlegräischen Felder, ein Supervulkan, der sich unter der Erde dieser malerischen Region verbirgt, könnten eine tickende Zeitbombe darstellen, die nicht nur die lokale Bevölkerung, sondern auch globale Auswirkungen haben könnte.

Am Montagabend wurde die Region von einem Erdbeben der Stärke 4,0 erschüttert, das sich laut dem Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) um 22:08 Uhr in einer Tiefe von etwa drei Kilometern zwischen Neapel und Pozzuoli ereignete. Obwohl keine Verletzten oder Gebäudeschäden gemeldet wurden, verbreitete sich Panik unter den Bewohnern, die sich der potenziellen Gefahr bewusst sind, die unter ihren Füßen schlummert.

Die Phlegräischen Felder, die sich über eine Fläche von 16 Kilometern Durchmesser westlich des Vesuvs erstrecken, sind für ihre hohe vulkanische Aktivität bekannt. Sie entstanden durch einen massiven Ausbruch vor 39.000 Jahren, der einen gigantischen Krater von rund 100 Quadratkilometern hinterließ, von denen zwei Drittel unter dem Meeresspiegel liegen. Der Name “phlegräisch” stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet “brennend”, was die anhaltende vulkanische Aktivität in diesem Gebiet unterstreicht.

In den letzten Monaten wurden Tausende kleinerer Erdbeben in der Region registriert, durchschnittlich etwa 40 pro Tag. Obwohl die meisten dieser Erschütterungen so gering sind, dass sie nur von Seismografen erfasst werden können, gibt es auch stärkere Stöße, die die Bewohner aufhorchen lassen und Ängste vor einer möglichen Eruption schüren.

Giuseppe Di Natale, ein Forscher, der seit vier Jahrzehnten die vulkanischen Aktivitäten und das “Bradyseismus”-Phänomen (Heben und Senken der Erde) in diesem Gebiet studiert, äußerte: „Die Angst unter der Bevölkerung ist enorm. Sie fürchtet sich vor den Erdbeben, doch viele Einwohner glauben, dass eine Eruption des Vulkans unmöglich ist, und schalten diesen Gedanken einfach aus.“

Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich der Dringlichkeit der Situation bewusst. „In den Phlegräischen Feldern war die Seismizität noch nie so hoch, während das eigentliche Problem darin besteht, dass die aktuellen Erschütterungen möglicherweise bereits die Vorboten der Eruption sind, bei der es sich um eine Supereruption handeln könnte“, warnte der Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo.

Die Bewegungen des Bodens in den Phlegräischen Feldern werden auf unterirdische Magmabewegungen zurückgeführt. Wenn Magma aus den tieferen Schichten des Erdinneren unter Pozzuoli aufsteigt, beginnt sich das gesamte Gebiet zu heben. Sobald das Magma wieder absinkt, geht auch die Ausbeulung an der Erdoberfläche zurück.

Die Frage, die sowohl Wissenschaftler als auch Bewohner umtreibt, ist, wann und ob der Supervulkan ausbrechen wird. Die Forschung und Überwachung gehen weiter, während die Menschen in Neapel und Umgebung mit der ständigen Unsicherheit und der potenziellen Bedrohung unter ihren Füßen leben.

Neapel im Griff der Natur: Erdbeben und Supervulkan-Angst in den Phlegräischen Feldern

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