Finanzen

Dämpfer für die Wall-Street-Bullen zum Jahresauftakt

Die US-Börsen sind mit einem holprigen Start ins neue Jahr gegangen, und vor allem Technologieaktien hatten Schwierigkeiten, an die starke Rally der Vorwochen anzuknüpfen. Auch der DAX konnte seine Anfangsgewinne nicht halten. Der schwache Jahresauftakt in New York hinterließ seine Spuren in Europa, und die Märkte waren von einer gewissen Verunsicherung geprägt.

Die großen Wall-Street-Indizes konnten am ersten Handelstag des neuen Jahres nicht an die Erfolge zum Jahresschluss anknüpfen und schlossen überwiegend im Minus. Vor allem Technologieaktien mussten ihrem starken Lauf der vergangenen Monate Tribut zollen, und Anleger nahmen Gewinne mit. Dies war teilweise auf eine verstärkte Diskussion über die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zum Jahresbeginn zurückzuführen.

Technologiewerte hatten im Jahr 2023 die Börsen dominiert, insbesondere nachdem die Aussicht auf einen Zinsgipfel bei gleichzeitig nachlassender Inflation die Finanzierungsmöglichkeiten für Technologieunternehmen verbesserte. Die Hoffnung auf eine ausbleibende Rezession in den USA trug ebenfalls zur Euphorie bei. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass diese Annahmen keineswegs in Stein gemeißelt sind und die Unsicherheit nach wie vor groß ist.

Der Dow-Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, konnte sich am besten behaupten und schloss sogar leicht im Plus bei 37.715 Punkten, was einem moderaten Tagesgewinn von 0,1 Prozent entspricht. Der marktbreite S&P-500-Index, der sowohl Standard- als auch Technologieaktien umfasst, verlor hingegen 0,57 Prozent. Die Nasdaq-Indizes litten stärker unter den Verlusten, wobei der Composite-Index 1,6 Prozent verlor und der Auswahlindex Nasdaq 100 knapp 1,7 Prozent nachgab. Bereits am Freitagabend hatten die Indizes an der Wall Street leichte Rückgänge verzeichnet.

Ein Moment des Durchatmens nach der Rally

Marktstratege John Stoltzfus von Oppenheimer Asset Management erklärte dazu: “Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Märkte eine Pause einlegen, um die Gewinne der beeindruckenden Hausse des vierten Quartals zu verdauen.” Tatsächlich hatten die US-Aktienmärkte im letzten Quartal des vergangenen Jahres einen Großteil ihrer Jahresgewinne erzielt. Der Dow Jones Industrial hatte im Jahr 2023 fast 14 Prozent zugelegt, während der technologielastige Nasdaq 100 um beeindruckende 54 Prozent gestiegen war. Der Nasdaq Composite-Index verzeichnete einen Anstieg von rund 43 Prozent.

Apple im Minus

Eine bemerkenswerte Entwicklung im Dow Jones war der Rückgang von Apple, einem Schwergewicht im Index, um deutliche 3,58 Prozent. Dies geschah trotz einer Abstufung der Aktien durch die Analysten von Barclays, die die Papiere von “Equal Weight” auf “Underweight” herabgestuft hatten, aufgrund der erwarteten schwachen Nachfrage nach dem neuesten iPhone.

DAX kann Anfangsgewinne nicht halten

Auch der deutsche Leitindex, der DAX, erlebte zum Jahresauftakt ein auf und ab. Die Anleger durchliefen ein Wechselbad der Gefühle, und der Index schwankte zwischen 16.648 und 16.963 Punkten. Obwohl die Aktienkurse am Morgen nach dem Start zunächst kräftig stiegen und der DAX sein Rekordhoch nur um 40 Punkte verfehlte, kehrte die Unsicherheit am Nachmittag zurück. Zwischenzeitlich rutschte der Index sogar ins Minus ab. Die sich abzeichnende schwächere Wall-Street-Tendenz trug ebenfalls zur Zurückhaltung der Anleger bei.

Der DAX schloss schließlich bei 16.769 Punkten, was einem leichten Anstieg von 0,11 Prozent entspricht. Am letzten Handelstag des Jahres 2023 hatte der Index bei 16.751 Punkten gelegen. Der DAX war im vergangenen Jahr um beeindruckende 20 Prozent gestiegen und hatte Mitte Dezember ein Allzeithoch von 17.003 Punkten erreicht. Die Frage bleibt, ob dieses rasante Tempo beibehalten werden kann.

Jürgen Molnar, Stratege bei RoboMarkets, betonte: “Der Realitätscheck im Deutschen Aktienindex steht erst noch aus, denn die großen Marktteilnehmer kehren meist in der zweiten Januarwoche zurück an ihre Bildschirme.” Die anhaltenden geopolitischen Spannungen, insbesondere der Krieg im Nahen Osten und die verstärkten russischen Angriffe auf die Ukraine, könnten weiterhin für Verunsicherung an den Märkten sorgen. Der MDAX, der die mittelgroßen Unternehmen umfasst, schloss hingegen deutlich schwächer bei 26.838 Punkten, was einem Rückgang von 1,1 Prozent entspricht.

China-Börsen im Minus

Während die japanischen Aktienmärkte bis Donnerstag geschlossen bleiben, verzeichneten die chinesischen Aktienmärkte klare Verluste. Diese Reaktion war auf Daten zur chinesischen Industrie zurückzuführen, die am Freitag und Montag veröffentlicht wurden.

Euro im Rückwärtsgang

Der Euro, der in der vergangenen Woche die Marke von 1,11 US-Dollar erreicht hatte, fiel nun unter die Marke von 1,10 US-Dollar. Im US-Handel wurde der Euro zuletzt bei 1,0941 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank legte den Referenzkurs auf 1,0956 US-Dollar fest. Die Zinssenkungsfantasien in den USA, die den Euro gegenüber der US-Währung gestärkt hatten, reichten offenbar nicht aus, um eine weitere Aufwertung des Euro zu unterstützen.

Hoffnungsschimmer von der Euro-Industrie

Trotz dieser Entwicklung konnte die Aufhellung der Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone im Dezember keinen fundamentale Rückenwind für die Gemeinschaftswährung bieten. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Punkte auf 44,4 Punkte. Die Analysten hatten erwartet, dass das vorläufige Ergebnis von 44,2 Punkten bestätigt wird. Obwohl der Index im Dezember den höchsten Stand seit sieben Monaten erreichte, lag er weiterhin deutlich unter der Schwelle von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten hinweist.

Bitcoin steigt weiter

Auf dem Kryptowährungsmarkt gab es hingegen einen Aufwärtstrend. Der Bitcoin stieg zum ersten Mal seit April 2022 über die Marke von 45.000 US-Dollar und erreichte mit 45.911 US-Dollar ein 21-Monats-Hoch. Dieser Anstieg war auf den Optimismus der Anleger hinsichtlich der möglichen Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Spotfonds zurückzuführen, was die weltweit größte und bekannteste Kryptowährung beflügelte.

Ölpreise schwanken

Die Ölpreise stiegen zunächst aufgrund der Spannungen im Roten Meer, fielen jedoch später wieder zurück. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete 1,5 Prozent weniger, und die US-Sorte WTI gab um 1,7 Prozent nach. Die Spannungen im Roten Meer, wo wichtige Schiffsrouten für den internationalen Handel und den Transport von Rohöl verlaufen, hatten zugenommen, seit der Krieg im Gazastreifen ausgebrochen war und Handelsschiffe vermehrt von den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen wurden.

Rheinmetall erreicht Rekordhoch

Im DAX konnte sich das Rüstungsunternehmen Rheinmetall am ersten Handelstag des Jahres kräftig steigern. Die Aktien erreichten sogar ein Rekordhoch knapp über 300 Euro und verzeichneten am Ende einen Anstieg von über vier Prozent. An der Londoner Börse stiegen auch die Kurse von BAE Systems und Babcock International, wobei Anleger aufgrund einer positiven Einschätzung der Bank JPMorgan zur Rüstungsbranche reagierten. David Perry, Analyst bei JPMorgan, geht davon aus, dass die geopolitischen Spannungen im neuen Jahr weiterhin bestehen bleiben werden und Politiker in Europa und den USA höhere Verteidigungsausgaben billigen werden, um die Ukraine weiterhin zu unterstützen.

Sartorius und Fresenius gefragt

Die Aktien des Medizintechnikunternehmens Sartorius im DAX stiegen um über 3,3 Prozent, nachdem sie von JPMorgan positiv bewertet wurden. Auch die Aktie des Gesundheitskonzerns Fresenius, der sich im Umbau befindet, zählte zu den Gewinnern im neuen Jahr. Am Ende des Tages standen jedoch zusammen mit den Aktien von Infineon die Papiere des Online-Modehauses Zalando am unteren Ende des DAX. Diese Aktien hatten bereits im vergangenen Jahr eine schwache Performance gezeigt.

Morphosys-Aktie setzt Höhenflug fort

Die Erholungsrally bei den Aktien des Biotech-Unternehmens Morphosys setzte sich auch im neuen Jahr fort. Die Aktien stiegen im SDAX um rund 3,0 Prozent und erreichten sogar ein neues Hoch seit Dezember 2021. Nachdem Anleger im November schockiert waren, dass das Krebsmittel Pelabresib in einer Studie bei Myelofibrose-Patienten wichtige Sekundärziele verfehlt hatte, hatte sich die Aktie seitdem mehr als verdoppelt. Investoren hoffen nun wieder, dass Pelabresib trotzdem in den USA zugelassen wird und zu einem Erfolg wird.

ASML leidet unter Lieferstopp

Der Chipindustrieausrüster ASML konnte einige chinesische Kunden nicht mehr rechtzeitig vor der Ausweitung von Exportbeschränkungen beliefern. Eine Lizenz für die Auslieferung bestimmter Lithografiesysteme wurde teilweise von der niederländischen Regierung zurückgezogen. Laut Bloomberg hat die Regierung von US-Präsident Joe Biden auf den vorzeitigen Lieferstopp gedrängt. Dies hatte jedoch keine wesentlichen Auswirkungen auf den Finanzausblick von ASML für das Jahr 2023.

Signa-Konkurs nicht auszuschließen

Die Signa-Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko, die insolvent ist, könnte einen Konkurs und eine mögliche Zerschlagung erleben. Wolfgang Peschorn, Präsident der österreichischen Finanzprokuratur, schloss diese Option nicht aus und betonte die Bedeutung von Transparenz. Die Signa-Insolvenz ist die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte, und die Gläubiger, darunter die Republik Österreich, werden darüber entscheiden müssen.

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