Finanzen

Transformation des Bankwesens: Commerzbank plant den Rückzug von traditionellen Filialen

Die Zukunft der klassischen Bankfiliale sieht laut Thomas Schaufler, dem Privatkundenchef der Commerzbank, düster aus. Er glaubt, dass in den kommenden Jahren kaum noch ein Grund bestehen wird, eine Filiale aufzusuchen. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt äußerte Schaufler seine Überzeugung, dass sämtliche Bankdienstleistungen in einigen Jahren über Beratungscenter und Online-Kanäle abgewickelt werden können.

Die Commerzbank hat in den letzten Jahren ihr Filialnetz drastisch reduziert, von rund 1.000 auf etwa 400 Standorte. Trotz dieser drastischen Maßnahmen bleibt die Filiale jedoch ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Omnikanalstrategie, bei der Kunden auf verschiedenen Kanälen mit gleicher Qualität mit Bankdienstleistungen versorgt werden sollen. Schaufler betonte, dass es immer noch Kunden geben werde, die gerne in die Filiale kommen möchten.

Ziel der Commerzbank sei es, ihre Kundinnen und Kunden auf vielfältigen Kanälen mit gleichbleibender Qualität zu bedienen. Dies spiegelt den allgemeinen Trend in der Bankenbranche wider, bei dem die Digitalisierung und Online-Services eine immer wichtigere Rolle spielen.

Trotz dieser Entwicklung betonte Schaufler, dass er sich derzeit mit den etwa 400 Filialen der Commerzbank wohlfühle. Er erklärte weiter, dass man erwartet habe, Kunden zu verlieren, als 60 Prozent der Filialen geschlossen wurden, dies sei jedoch nicht in dem Maße geschehen, wie zunächst befürchtet. Dank neuer Kunden habe man das Filialnetz erfolgreich konsolidieren können.

Schaufler sieht derzeit keinen Bedarf für erweiterte Öffnungszeiten der klassischen Filialen. Er betonte, dass das Beratungscenter der Bank, das auch samstags erreichbar ist, die Lücke zwischen physischem Vertrieb und reinem Online-Zugang sehr gut fülle. Dennoch hatte Schaufler im vergangenen Jahr geäußert, dass er bei entsprechender Nachfrage über eine Samstagsöffnung klassischer Filialen nachdenken würde.

Die Commerzbank plant, ihren Kundinnen und Kunden noch besser aufzuzeigen, wo sie Mehrwert bieten kann. Hierbei erwähnte Schaufler unter anderem das Angebot einer Finanzanalyse, bei der die Bank auf Wunsch eines Kunden dessen Einnahmen und Ausgaben analysiert, um beispielsweise herauszufinden, ob Versicherungen gebündelt werden können oder Geld zum Sparen übrig ist.

Im Gegensatz zu anderen Banken plant die Commerzbank nicht, im Wettlauf um das höchste Tagesgeldangebot mitzumachen, der nach der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 wieder Fahrt aufgenommen hat. Schaufler erklärte, dass ihr Ziel darin bestehe, aus Sparern Anleger zu machen und ihnen langfristige Anlagemöglichkeiten aufzuzeigen. Diese Strategie scheint aufgegangen zu sein, da die Commerzbank laut Schaufler mehr Privatkunden-Einlagen hat als zu Beginn des Jahres.

Die Transformation des Bankwesens hin zu digitalen und onlinebasierten Dienstleistungen schreitet somit weiter voran. Kunden müssen sich auf eine sich verändernde Banklandschaft einstellen, in der traditionelle Filialen weniger relevant werden, während digitale Kanäle an Bedeutung gewinnen. Dieser Trend wird sich voraussichtlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, da die Technologie und die Kundenpräferenzen sich weiterentwickeln.

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