Soziales

Hotzenplotz: Die Band, die den berühmten Kinderbuchhelden rockte

Der Einfluss von Otfried Preußler auf Generationen von Lesern ist unbestritten. Millionen von verkauften Büchern und zahlreiche Adaptionen belegen dies. Aber wer hätte gedacht, dass Preußlers Räuber Hotzenplotz einmal Namensgeber einer rebellischen Band aus Stuttgart werden würde? Ein tiefer Einblick in die Geschichte der Band, ihre Inspiration und die damit verbundenen Kontroversen.

Otfried Preußlers Werk ist zeitlos. Der berühmte Kinderbuchautor, dessen Bücher wie “Krabat” auch in der dritten Lesergeneration ihren Reiz nicht verloren haben, hat nicht nur junge Leser beeindruckt, sondern auch Künstler verschiedenster Couleur inspiriert. Dies reicht von Fredl Fesls Lied „Ich bin der Räuber Hotzenplotz“ bis zu Film- und Theateradaptionen.

In den frühen 70er Jahren fand Preußlers rebellischer Räuber Hotzenplotz jedoch eine ganz besondere Form der Anerkennung: Er wurde zum Namenspatron einer Stuttgarter Band. Entstanden aus einer Wohngemeinschaft, legte diese Band von Anfang an besonderen Wert auf ihre politischen Botschaften. Ihr musikalisches Debüt „Songs aus der Show“ von 1971 beinhaltete provokante Titel wie „Dein Feind, der Kapitalist“ und „Daumen drauf, Fresse halten“.

Der Name „Hotzenplotz“ wurde nicht zufällig gewählt. Die Bandmitglieder erkannten das anarchische Potential des Kinderbuchhelden und verstanden die subtilen Strategien des Autors, die etablierte Ordnung und Autoritäten wie Wachtmeister Dimpfelmoser humorvoll zu hinterfragen. Dies stand im scharfen Kontrast zu den damaligen Kritikern, die Preußlers Werk als zu konservativ und als Verkörperung einer „heilen Welt“ ansahen.

Die Wahl dieses Namens und die damit verbundene Verknüpfung zu Preußler sollte jedoch nicht ohne Konsequenzen bleiben. Mit wachsendem Erfolg und Anerkennung, einschließlich eines ersten Platzes bei einer Hörerabstimmung des SDR 1972, wuchs auch die Kontroverse um die Namensrechte. Letztlich führte ein Rechtsstreit mit Preußlers Verlag dazu, dass die Band ihren Namen in „Volks-Musik“ ändern musste. Dennoch blieb ihre Musik und ihre rebellische Botschaft bestehen, auch unter dem neuen Namen.

Am heutigen hundertsten Geburtstag von Otfried Preußler ist es eine passende Gelegenheit, sich nicht nur an seine beeindruckenden literarischen Werke zu erinnern, sondern auch an jene Künstler, die von ihm inspiriert wurden. Sei es in Form von Liedern, Filmen, Theaterstücken oder eben einer rebellischen Band aus Stuttgart, Preußlers Einfluss reicht weit über das Kinderbuchregal hinaus.

Zum Schluss bleibt die Frage, was Preußler selbst von all diesen Adaptionen gehalten hätte. Obwohl er sich zu Lebzeiten gegen den Bandnamen “Hotzenplotz” ausgesprochen hat, könnte man vermuten, dass er die Vielfalt der künstlerischen Interpretationen seines Werks geschätzt hätte. Denn was gibt es Schöneres für einen Autor, als zu sehen, wie seine Geschichten in den Köpfen und Herzen der Menschen weiterleben und immer wieder neu interpretiert werden?

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