Wirtschaft

SAP greift nach, Intel verwaltet jetzt effektiv sein Geld – was macht Aleph Alpha so ungewöhnlich?

Mitgönner und Manager Jonas Andrulis sieht seine Gründung von Aleph Alpha tatsächlich auf neutralem Boden mit der ChatGPT-Mutter OpenAI. Das Start-up gewinnt derzeit Technologieunternehmen wie SAP, Intel und HPE als Geldgeber oder wichtige Komplizen.

Bisher war das nur Gerede, jetzt ist die Aussage wahr: Der Walldorfer Programmiergigant SAP wird zum wichtigen Geldgeber des deutschen Startups Aleph Alpha. Das bekräftigte die Dax-Fraktion am Dienstag dieser Woche. Neben der Beteiligung an dem in Mannheim ansässigen Unternehmen, das als Deutschlands größter Vertreter auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (simulierte Intelligenz) gilt, ist SAP auch an den US-Konkurrenten Human-Centered und Stick beteiligt.

Die SAP-Spekulation ist wichtig für die jüngste Förderrunde des Mannheimer Computer-Intelligence-Spezialisten im Wert von 100 Millionen Euro. Bereits im Mai war bekannt geworden, dass der US-Chipkonzern plant, über seinen Venture-Arm Intel Capital zusätzlich Ressourcen in Aleph Alpha zu stecken. Der Finanzspekulant Bessemer Adventure Accomplices, der zuvor Mittel in die Mannheimer gesteckt hatte, soll seinen Anteil noch einmal ausgeweitet haben.

Auch das Innovationsunternehmen Hewlett-Packard Venture, kurz HPE, hatte einige Tage zuvor erklärt, dass es auf Vereinbarungen von Aleph Alpha angewiesen sei, wenn es in das Geschäft mit künstlichen Intelligenzlösungen für Supercomputer einsteige. „Sowohl die Innovation als auch die Unternehmenskultur von Aleph Alpha haben uns überzeugt“, sagte HPE-Vorgesetzter Antonio Neri in einem Gespräch mit der WirtschaftsWoche.

Die außergewöhnliche Prämie der Tech-Unternehmen und Geldgeber passt zum Selbstbild von Jonas Andrulis, dem Chef und Mitgönner von Aleph Alpha: „Unsere Berechnungen sind rundum so stark wie die von ChatGPT“, sagte er Ende Januar ein Treffen mit der WirtschaftsWoche auf der Vorveranstaltung DLD. Tatsächlich bestätigte eine im Februar durchgeführte Benchmark-Studie, dass das von Aleph Alpha entwickelte Sprachmodell „Glowing“ im Vergleich zu US-Konkurrenten in zahlreichen Anwendungssituationen „starke Stärken auf Augenhöhe“ aufweist.

Der 41-jährige Wirtschaftsinformatiker brüstete sich damals damit, dass sein Team „in der Heldenvereinigung“ sei, wenn es um generative künstliche Intelligenz, etwa Sprachaltersberechnungen, gehe. „Wir sind gerade mal 50 Leute und völlig überlastet von Anfragen“, sagte Andrulis nach der Bekanntgabe der HPE-Beteiligung gegenüber der WirtschaftsWoche.

Gleiche Text- und Bildprüfung vor ChatGPT
Tatsächlich verfügt Glowing seit einiger Zeit über die sogenannte Multimethodologie-Fähigkeit, und das bedeutet, dass die Berechnung auch eine Mischung aus Diskurs und Bildern untersuchen und herausfinden kann – und Antworten geben kann, die damit in Zusammenhang stehen Bild.

Wie stark das Gerät ist, zeigte Andrulis der WirtschaftsWoche im DLD: Wenn man dem Bot eine handgezeichnete Schatzkarte, auf der ein dickes rotes Kreuz neben einem Baum ziert ist, füttert und fragt: „Wo ist das Vermögen?“ durch Texteingabe. Da muss man nicht lange nachdenken: „An der Eiche“, verkündet die Rechnung wie selbstverständlich. ChatGPT hat nur ein ähnliches Element in der neuesten Version GPT-4.

Bisher gab es seit der Gründung im Jahr 2019 nur wenige öffentliche Pilotprojekte. Für die Stadt Heidelberg erstellten Andrulis und sein Team ein eigenes Sprachmodell in einem ansässigen Bot auf dem Gelände der Region. Seit Oktober 2022 haben Kunden die Möglichkeit, den Lumi-Chatbot zu fragen, wie sie ihren Wohnort innerhalb Heidelbergs wechseln oder wann der Papiercontainer abgeholt wird. „Wir sind davon überzeugt, dass Lumi als fruchtbarer Plan für eine künftige, unterschiedliche Nutzung computergestützter Geheimdienstpartner im Unternehmen und noch mehr dienen kann“, bemerkt Andrulis.

Bei aller Begeisterung über den deutschen Künstliche-Intelligenz-Pionier ist Aleph Alpha – im Gegensatz zu OpenAI, dem Startup hinter ChatGPT – ein echter Kleiner: In seiner denkwürdigsten Finanzierungsrunde sammelte das Mannheimer Unternehmen 28 Millionen Euro; In der darauffolgenden Runde kamen weitere 100 Millionen Euro hinzu. Zur Charakterisierung: Allein Microsoft soll Anfang des Jahres in einer Finanzierungsrunde zehn Milliarden Dollar in OpenAI gesteckt haben.

Auf jeden Fall räumen unvoreingenommene Beobachter der Mannheimer Organisation eine Chance ein: „Mit Iridescent zeigt Aleph Alpha, dass deutsche Organisationen noch nicht im Stich gelassen werden. Simulierte Intelligenz ist ein zentraler Teil der Wirtschaft, den grundsätzlich alle Organisationen brauchen“, sagte Hinrich Schütze ein Treffen mit der WirtschaftsWoche. Schütze ist Dozent für Computersemantik und Co-Leiter des Zentrums für Daten- und Sprachverarbeitung am Ludwig-Maximilians-Kolleg München. „Vorausgesetzt, wir unterliegen hier und da den USA, Dominieren Sie diese Innovation nicht selbst, dann klingt das an diesem Punkt tödlich.

Hinweis zur Klarstellung: Dieser Artikel wurde erstmals im Walk 2023 von der WirtschaftsWoche veröffentlicht. Wir haben es am 3. und 19. Juli redaktionell aktualisiert.

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