Energie & Umwelt

Glyphosat-Zulassung: EU-Kommission und Deutschland im Konflikt

Inmitten der regnerischen Kulisse Brüssels versammelten sich Anfang dieser Woche rund 50 Demonstranten vor dem EU-Parlament, um gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat zu protestieren. Ihre Forderung: Ein EU-weites Verbot. Doch nur wenige Tage später kündigte die EU-Kommission an, die Zulassung von Glyphosat um ein weiteres Jahrzehnt verlängern zu wollen.

Die Demonstranten, mobilisiert durch eine Koalition von NGOs, stützen ihre Bedenken auf eine Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2015, die Glyphosat als “wahrscheinlich krebserregend” bezeichnete. Doch die EU-Kommission scheint dieser Meinung nicht zu folgen. Stattdessen plant sie, die Zulassung des Pflanzenschutzmittels, die Ende dieses Jahres auslaufen würde, um zehn weitere Jahre zu verlängern.

Ein hochrangiger Beamter der EU-Kommission betonte, dass Glyphosat die am häufigsten untersuchte Substanz sei, mit einem Dossier von 180.000 Seiten und insgesamt 2.400 Studien. Die EU-Kommission stützt ihre Entscheidung jedoch hauptsächlich auf die Bewertungen ihrer eigenen Agenturen, der Europäischen Chemikalienagentur und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Beide Agenturen kamen zu dem Schluss, dass es “keine kritischen Problembereiche” oder “Anlass zu Bedenken” in Bezug auf Glyphosat gibt.

Die Reaktionen auf den Vorschlag der EU-Kommission sind gemischt. Während die EU-Parlamentarierin der Grünen, Jutta Paulus, die Entscheidung kritisiert und behauptet, dass die “Gesundheit von Millionen von EU-Bürgern für weitere zehn Jahre aufs Spiel gesetzt” wird, unterstützt der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese die Verwendung von Glyphosat. Er argumentiert, dass ein Verbot von Glyphosat die Lebensmittelpreise in einer Zeit hoher Inflation weiter in die Höhe treiben würde.

Die endgültige Entscheidung über den Vorschlag der EU-Kommission liegt nun bei den Mitgliedstaaten, die voraussichtlich im Oktober abstimmen werden. Für ein Veto gegen die Zulassung wäre eine qualifizierte Mehrheit der Staaten erforderlich. Bisher hat sich jedoch nur Deutschland gegen die Verlängerung der Zulassung ausgesprochen. Trotz des Widerstands der Bundesregierung scheint es jedoch unwahrscheinlich, dass die Verlängerung gestoppt wird.

Die Debatte um Glyphosat zeigt die Spannungen zwischen wirtschaftlichen Interessen, Gesundheitsbedenken und der wissenschaftlichen Bewertung von Risiken. Während die EU-Kommission und viele Mitgliedstaaten Glyphosat als sicher erachten, gibt es weiterhin erhebliche Bedenken in der Öffentlichkeit und bei einigen Regierungen über die potenziellen gesundheitlichen Risiken.

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