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Parteitag in Magdeburg: Warum die AfD Katerstimmung droht

Anlässlich ihres Umfragehochs könnte die AfD beim heutigen Parteitag und der anschließenden Europawahlversammlung eigentlich Grund zum Feiern haben. Doch bisher kommt keine Partystimmung auf. Die Sorgen vor einem Desaster sind zu groß.

Christina Brieskorn aus Schleswig-Holstein möchte für die AfD ins Europaparlament. Neugierde ist ihr Antrieb, wie sie schreibt. Sie möchte die Erfahrung machen, “wie der Hase in Brüssel hoppelt”. Auch finanzielle Aspekte spielen eine Rolle, da sie auf die gute Bezahlung der EU-Parlamentarier anspielt. Dagegen sieht Sildi Celmata aus Bayern seine Motivation für eine Kandidatur bei der AfD darin, sich für ein Ende der “weltweiten Diskriminierung gegen das deutsche Volk” einzusetzen. Zudem fordert er einen nicht näher beschriebenen “Friedensvertrag mit den USA”. All diese Informationen sind auf dem offiziellen Bewerberportal der Partei einsehbar. Mitglieder können dort bereits vor der Europawahlversammlung am Wochenende in Magdeburg freiwillig ihr Interesse an einer EU-Kandidatur anmelden und teilen dort mitunter radikale Aussagen mit, die zeigen, wie auch an der Basis gedacht wird. Johannes Normann aus Bayern möchte beispielsweise “EU-Korruptionspräsidentin” Ursula von der Leyen bald “sitzen” sehen “und zwar sehr lange”.

Mehr als 70 Mitglieder haben ihre Absicht zur Kandidatur auf diese Weise bereits kundgetan. Dabei handelt es sich jedoch nur um wenige, die intern auch als aussichtsreich gehandelt werden. Irmhild Boßdorf aus Nordrhein-Westfalen gehört zu diesen wenigen. Sie sieht Europa als “durch eine übergriffige EU zu einem Moloch verkommen” und die EU schickt sich “unter dem Deckmantel des Klimaschutzes” an, die “heimischen Landwirtschaften zu vernichten”. Die Bewerber müssen sich verpflichten, das Europawahlprogramm der AfD “ohne jegliche Einschränkungen” anzuerkennen, um sich bewerben zu können. Das Problem dabei ist, dass das Programm noch nicht bekannt ist und erst nach der Kandidatenwahl diskutiert und verabschiedet werden soll. Einige in der Partei finden das bedenklich, da unliebsame Kandidaten die Programmdebatten zur Eigenwerbung nutzen könnten.

Die Partei möchte mindestens 30 Kandidaten auf ihre Liste wählen, da bei den aktuellen Umfragewerten bis zu 20 Sitze im EU-Parlament möglich sind. Dies hat Begehrlichkeiten geweckt, jedoch sprechen einige Delegierte von “Glücksrittern” und “Möchtegern-Kandidaten”, die sich nur bereichern wollen. Die Bewerberwahl gestaltet sich zeitaufwendig, da sieben Minuten Redezeit zur Vorstellung jedes Kandidaten gewährt wird und Pflichtfragen beantwortet werden müssen. Die Wahl erfolgt per Handzettel, um Anfechtungen vorzubeugen.

Parteitag in Magdeburg: Warum die AfD Katerstimmung droht

Es herrscht Ratlosigkeit bezüglich des Spitzenkandidaten für die Europawahl, da die Personaldecke der AfD derzeit dünn ist. Maximilian Krah wird knapp als Spitzenkandidat erwartet, doch seine Suspendierung von der Fraktion im EU-Parlament aufgrund anonymer Anzeigen wirft Fragen auf.

Bevor die Europawahlversammlung beginnt, kommt die AfD für einen Tag zu einem Bundesparteitag zusammen, bei dem es auch um die Aufstellung eines Kanzlerkandidaten gehen soll. Unstimmigkeiten gab es vorab darüber, ob der Beitritt zur Europapartei “Identität und Demokratie” beschlossen werden soll.

Die AfD feiert zehnjähriges Jubiläum, und es ist geplant, den ersten Abend zu feiern. Jedoch sollen auf Anweisung der Bundeschefs Tino Chrupalla und Alice Weidel alkoholische Getränke nicht ausgeschenkt werden. Die langen Kandidatenwahlen könnten bereits für genügend Katerstimmung sorgen.

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