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Durchbruch in der Alzheimer-Forschung: Warum sterben Gehirnzellen ab?

Ludwigshafen – Ein jahrzehntelanges Rätsel in der Alzheimer-Forschung scheint gelöst. Belgische und britische Wissenschaftler haben herausgefunden, warum Gehirnzellen bei Alzheimer-Erkrankten absterben. Dieser Durchbruch könnte den Weg für die Entwicklung neuer, wirksamer Medikamente ebnen.

Alzheimer ist eine der am weitesten verbreiteten Demenzerkrankungen weltweit. Schätzungen zufolge sind rund 55 Millionen Menschen betroffen, wobei zwei Drittel in Entwicklungsländern leben. Mit der alternden Weltbevölkerung wird erwartet, dass diese Zahl bis 2050 auf 139 Millionen ansteigt.

Trotz intensiver Forschung in den letzten Jahrzehnten gab es nur begrenzte Fortschritte bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Alzheimer. Ein Hoffnungsschimmer ist Lecanemab, ein 2023 von der FDA zugelassener Antikörper, der das Fortschreiten der Krankheit im Frühstadium verlangsamen könnte.

Ein zentrales Rätsel der Alzheimer-Forschung war die Frage, warum Gehirnzellen bei Betroffenen absterben. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten finden sich abnormale Proteinansammlungen, bekannt als Amyloid und Tau. Doch der genaue Zusammenhang zwischen diesen Proteinen und dem Zelltod war unklar.

Die neue Studie, veröffentlicht im renommierten Science Magazin, zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen diesen abnormen Proteinen und einem Prozess namens “Nekroptose”, einer Form des Zelltods. Normalerweise hilft die Nekroptose, unerwünschte Zellen während Immunreaktionen oder Entzündungen zu beseitigen. Bei Alzheimer-Patienten jedoch führt die Ablagerung von abnormalem Amyloid zwischen den Neuronen zu einer Entzündung der Gehirnzellen, was die innere Chemie der Zelle verändert.

Die Forscher entdeckten, dass das Amyloid zu “Plaques” verklumpt und das Tau-Protein sich zu “Tangles” zusammenlagert. Dies führt dazu, dass die Gehirnzellen das Molekül MEG3 produzieren. Interessanterweise stellten die Forscher fest, dass, wenn sie in der Lage waren, das MEG3 zu blockieren, die Gehirnzellen überlebten.

Für ihre Untersuchungen transplantierten die Wissenschaftler menschliche Gehirnzellen in Mäuse, die genetisch so verändert wurden, dass sie große Mengen an abnormalem Amyloid produzierten.

Prof. Bart De Strooper vom britischen Dementia Research Institute, der an der Studie beteiligt war, äußerte sich zu den Ergebnissen: “Zum ersten Mal haben wir einen Hinweis darauf, wie und warum Neuronen bei Alzheimer absterben. Es wurde viel spekuliert, aber niemand konnte die Mechanismen genau bestimmen.”

Die Forscher sind optimistisch, dass diese Erkenntnisse neue Ansätze für die Entwicklung von Alzheimer-Medikamenten bieten könnten. Insbesondere die Möglichkeit, das MEG3-Molekül zu blockieren, könnte das Absterben von Gehirnzellen verhindern.

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